BuJazzO: Verley uns Frieden

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Luther ist in diesem Jahr allgegenwärtig, auch das BuJazzO, das Jugendjazzorchester der Bundesrepublik unter der Obhut des Deutschen Musikrates, kommt nicht um den Reformator herum. Mit Michael Villmow konnte für die CD-Produktion „Verley uns Frieden“ ein Komponist und Bandleader gewonnen werden, der dafür gleich mehrfach prädestiniert war: Zum einen hat sich Villmow schon in den Neunzigerjahren mit seiner KölnBigBand als innovativer Ensembleleiter und Arrangeur profilieren können, zum anderen ist er in den vergangenen Jahren vermehrt als (Auftrags-) Komponist zahlreicher Chorwerke in Erscheinung getreten.

Im Zentrum dieser Produktion stehen also zeitgenössische Interpretationen und Neuvertonungen von ausgewählten Lutherchorale und -zitate, das zehnköpfige Vokalensemble des BuJazzO ist dabei integraler Bestandteil des Klangkörpers. Das Werk wurde in der Bundesakademie Trossingen einstudiert und produziert – in Zusammenarbeit mit dem Erich-Thienhaus-Institut (Tonmeister-Ausbildung) der Hochschule für Musik Detmold.

Villmows Kompositionen und Bearbeitungen sind harmonisch teilweise durchaus komplex, bleiben aber überwiegend nachvollziehbar. Auch rhythmisch werden die HörerInnen kaum überfordert. Innerhalb der einzelnen Tracks collagiert Villmow satzähnliche Teile, deren Instrumentierung durchgängig überzeugt: Blech wie Holz kommen zu ihrem Recht und auch im Zusammenklang können die Blaser der Villmow-typisch gitarrenbetonten Rhythmusgruppe klanglich differenzierte Glanzpunkte entgegensetzen. Für atmosphärisch Improvisiertes ist allerdings ausschließlich die Rhythm-Section zuständig; einzelne Bläser erhalten aber ausreichend Gelegenheit, ihr solistisches Können unter Beweis zu stellen.

Die Gesangsparts wirken demgegenüber teilweise weniger überzeugend konzipiert: Einerseits werden den SängerInnen allzu oft sperrig-unsangliche, offenbar eher instrumental gedachte Tonfolgen abverlangt (hörbar zum Beispiel im dritten Abschnitt des zweiten Titels „Und sie werden ohne Verdienst…“). Andererseits kann Villmow den alten Choralmelodien zwar immer wieder überzeugende harmonische Umdeutungen abgewinnen, im Sprachrhythmus allerdings bleibt er dabei oft weniger zeitgemäß und den langen, getragenen Silben verhaftet (so beispielsweise in seinem Arrangement des Lutherchorals „Ein feste Burg“).

Was die Bereiche Artikulation, Blending, Abschlüsse und Intonation angeht, wirkt das Vokalensemble in dieser Produktion weniger gut betreut als die Instrumentalisten. Selbst der Mix scheint den SängerInnen weniger wohlgesonnen als der Band.

Spieldauer 60:42 min

Ensembleklang ***
Interpretation ****
Repertoirewert **

Songs:
Ich bin kein Besessener, Sola Gratia, Tok Tok Tok, Hier stehe ich!, Jimi’s Castle, Aus tiefer Not, Ein feste Burg, Verley uns Frieden

www.bundesjazzorchester.de

Rezension von Nina Ruckhaber, geschrieben für die Chorzeit, Ausgabe 11/2017