anders: Kurzurlaub

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anders auf Kurzurlaub: Die Freiburger Shootingstars der deutschen A-Cappella-Szene demonstrieren mit ihrem vierten Studioalbum erneut, dass sie ganz vorne mitspielen können – und dies auch zielstrebig verfolgen. 11 Songs aus überwiegend eigener Feder: Johannes Berning zeichnet für sämtliche Texte verantwortlich, die Arrangements stammen hauptsächlich von Adrian Goldner und Johannes Jäck, der „Kurzurlaub“ im eigenen Tonstudio aufgenommen und gemischt hat. Zwei Arrangements des befreundeten Musikerkollegen Jonathan Mummert, Sänger der A-Cappella-Band baff!, ergänzen das Repertoire der CD. Und die Fünf von anders singen über Themen, die pfiffige junge Männer heutzutage beschäftigen: die Freundschaft, die Liebe, die Sehnsucht, die Freiheit und über ihre Träume. Sie fahren mit einem sehr konkret benannten PKW durch die Vogesen (ich hoffe, Renault hat dafür anständig gezahlt!), blicken sarkastisch aus der Zukunft auf den Klimawandel, spüren den Schmerzen eines Trennungskindes nach, sind sehr verliebt, bedauern verpasste Chancen – sie kreisen durchaus um die existenziellen Fragen des Daseins. Das klingt in der Aufzählung aber deutlich anstrengender, als es bei anders letztlich klingt, denn auch die nicht ganz leichten Themen kommen auf „Kurzurlaub“ sehr fluffig verpackt daher: musikalisch wird hier niemand überfordert, ansprechende Melodien ranken sich um äußerst nachvollziehbare Harmonien.

Manche Songs erinnern stilistisch eher von Ferne an ihre Vorbilder („Welcome to Paradise“: Seeed / Peter Fox; „Schau mir in die Augen“: Fettes Brot; …), andere sind regelrechte Coverversionen („Unangenehm“: Deichkinds „Leider geil“) – und ein bisschen fehlt mir in diesem gekonnt geklonten Sammelsurium zuletzt im deutschen Markt erfolgreicher Stile eine klare, eigene musikalische Stimme des sympathischen Quintetts.

Trotzdem überzeugen anders mit ihrem sauber und homogen gesungenen, satt produzierten Sound und den durchweg wirklich gut funktionierenden Arrangements: Das ist handwerklich sehr gut gemachte deutschsprachige Popmusik ohne Instrumente – mal witzig, mal berührend, immer modern, gut verpackt und mit einer gehörigen Prise Charme versehen. Wer auf mehrstimmige populäre Vokalmusik steht, kommt an anders längst nicht mehr vorbei!

Label: Anders Records

Spieldauer: 42 Minuten
Ensembleklang: 4 Sterne
Interpretation:  4 Sterne

Website der Band anders

CD-Rezension geschrieben für die Chorzeit – Das Vokalmagazin, Nr. 109, November 2023