Mit der Berliner Vocalband ONAIR war am 8. Oktober 2020 erstmals eine A-Cappella-Gruppe bei „The Voice of Germany“ vertreten. Was es dort zu erleben gab, haben sie bei mir im Interview verraten.
1. Wie kam es zu eurer Teilnahme an „The Voice of Germany“?
Tja, das hätten auch wir uns vor ein paar Monaten echt nicht erträumt. Die Bedingungen, die mit solch einer Riesenproduktion verknüpft sind können auch wirklich erst einmal abschreckend wirken. Außerdem haben wir in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass die technische Umsetzung unserer A Cappella Performance im Fernsehen nicht immer einfach ist. Doch aktuell ist ja vieles anders. Wir können fast keine Konzerte mehr geben und suchen daher auch mal nach anderen Möglichkeiten uns auszudrücken und zu zeigen. Da wurden wir dann doch hellhörig, als unsere Agentur Magenta uns gefragt hat, ob wir bei The Voice of Germany teilnehmen wollen. Denn auch bei „The Voice“ ist in diesem Jahr vieles anders: Es ist die 10. Jubiläumsstaffel! So hat sich die Produktion einige Neuigkeiten überlegt und die Sendung auch für Vocal Bands geöffnet. Und diese erstmalige Chance, sich als A Cappella Band einem so großen Publikum zu präsentieren, hat schließlich unsere Lust und auch unseren Ehrgeiz geweckt, sich dieser Herausforderung zu stellen. Wir geben jetzt auf jeden Fall unser Bestes, um unserem Genre und der Aca-Szene ein bisschen Mainstream-Aufmerksamkeit zu schenken.
2. Welche Erfahrungen habt ihr am Set gemacht? Gab es Dinge, die ihr so nicht erwartet hättet?
TVoG macht seinem super Ruf wirklich alle Ehre. Angefangen bei dem super durchdachten Hygienekonzept, der umarmenden Freundlichkeit und Aufmerksamkeit des gesamten Teams bis hin zu den respektvollen und inspirierenden Momenten mit den Coaches und dem geduldigen Bemühen der Technikcrew unseren Bandsound irgendwie zu realisieren – wir fühlen uns wirklich sehr wohl. Womit wir echt nicht gerechnet hatten war die schiere Größe der Produktion. Nach dem Fiebermessen stehen Styling, Maske, Coaching, Interview, Soundcheck, „kalte“ und “heiße“ Probe und vieles mehr auf dem Programm. Dazwischen muss man einiges an Wartezeit in Kauf nehmen. Bei an die 140 Talenten, die zu koordinieren sind, gab es zudem oft kurzfristige Ansagen und Änderungen; für die Talents im Hotel nebenan ist das weniger ein Problem als für uns, die wir nebenbei noch unseren Berliner Alltag zu bewältigen haben.
3. Warum habt ihr euch für Mark Forster entschieden? Was erhofft ihr euch von der Zusammenarbeit mit ihm?
Wir haben uns schon vor unserem Auftritt darüber Gedanken gemacht, mit wem wir wohl zusammen arbeiten wollen. Und schon da fiel zumindest die demokratische Wahl auf Mark. Diese Meinung wurde dann aber durch sein Feedback nach der Performance noch bestärkt. Mark gab uns das Gefühl zu respektieren, dass wir ein eingespieltes Ensemble sind und das wir mutmaßlich schon Erfahrungen gemacht haben, was wir gut oder nicht so gut können und er bekam trotzdem Lust, mit uns Wege zu gehen, die wir vielleicht allein nicht gehen würden. Außerdem spekulierten wir natürlich auf ausgelassene Nächte mit ihm und Lena. 😉
4. Wie fühlt es sich an, als erste dt. A-Cappella-Gruppe an „The Voice“ teilzunehmen?
Als wir vor Ort mitbekamen, dass wir tatsächlich die erste A Cappella Band sind, setzten verschiedene Gefühle ein: Eine gewisse Ahnungslosigkeit, wie das mit Solisten und Bandbegleitung verglichen werden sein soll und dann auch eine große Portion Stolz, Repräsentant unserer Szene sein zu können, mit der damit verbundenen Verantwortung, den Shit auch ordentlich zu rocken. Es wurde uns ziemlich schnell klar, dass wir uns hier nicht nur mit unfassbar talentierten Solisten, sondern gleich mit der großartigen TVoG-Band dazu messen müssen. Nicht dass die uns als Konkurrenz sehen würden, aber die Zuschauer vergleichen uns mit einem gelernten Bandsound und diesem wollen wir daher etwas spannend Anderes oder gar ähnlich Fettes entgegensetzen.
5. Mit welchen Hürden habt ihr im Gegensatz zu Einzelkandidaten zu kämpfen?
Wir spüren einfach an vielen Ecken, dass wir nicht in das Schema “F“ reinpassen. Das fängt schon beim Aufrufen von Talenten an: “Birgit, Thomas, Heike und … die Band … also … die Gruppe … ONAIR bitte zum Styling. Aber nicht alle gleichzeitig.” Und das endet auf der Bühne, wo akribisch darauf geachtet wird, dass wir uns nicht zu nah kommen, was unserem miteinander Musizieren ja nicht gerade zuträglich ist. Naja und für die Coaches ist es anscheinend auch nicht leicht. Sie müssen sich bei uns auf deutlich mehr Aspekte einlassen, als “nur” auf die Stimme. Sie müssen auf einmal das Konzept A Cappella per se befürworten oder zumindest bewerten, was auch für sie eine komplett neue Herausforderung darstellt.
6. Was erwartet uns musikalisch in der nächsten Folge mit euch im TV?
Die nächste Hürde lautet “Battles”. Hier wird sich erst richtig zeigen, ob wir was in diesem Format zu suchen haben oder nicht. All die aufgelisteten Herausforderungen kommen hier auf den Präsentierteller und Mark muss einen Song finden, der zu uns und einem Solisten/einer Solistin passt, um danach zu entscheiden, was oder wer nun “besser“ ist. Das wird super spannend!