Junges Vokalensemble Hannover: Sacred Concerts

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Duke Ellington: SACRED CONCERTS

Claudia Burghard, Mezzosopran
Joachim Rust, Bariton
Junges Vokalensemble Hannover (Klaus-Jürgen Etzold)
Bigband Fette Hupe (Jörn Marcussen-Wulff)

An keine geringeren Werke als Duke Ellingtons «Sacred Concerts» haben sich das Junge Vokalensemble Hannover und die Big Band Fette Hupe herangewagt. Die zwischen 1965 und 1973 entstandenen geistlichen Konzerte bezeichnete Elligton selbst als «the most important thing I have ever done». Mit ihnen schrieb Ellington, ohnehin einer der einflussreichsten amerikanischen Jazzmusiker seiner Zeit, Musikgeschichte.

Auf dieser CD hören wir einen Livemitschnitt aus dem Kulturforum Lüneburg, aufgenommen während der Niedersächsischen Musiktage 2015. Das Junge Vokalensemble Hannover – 1981 gegründet und geleitet von Klaus-Jürgen Etzold – ist ein etwa 50-köpfiger Laienchor, der schon in preisgekrönten Klassikproduktionen und zahlreichen Uraufführungen zeitgenössischer Chorwerke sein hohes Niveau unter Beweis stellen konnte. Die Einstudierung der «Sacred Concerts» übernahm Claudia Burghard, Leiterin des hannoverschen Hochschulchores Vivid Voices, selbst Mitglied im Jungen Vokalensemble Hannover. Auf der CD kann man Burghard als bemerkenswerte Mezzosopranistin hören. Ebenso wie Bariton-Kollege Joachim Rust (Sänger bei JuiceBox und Str8voices) liefert sie souveräne, durchweg gut intonierte und gefühlvolle Solopassagen ab. Gleich bei der ersten Nummer «In The Beginning God» überzeugt das Duo mit starker Präsenz und einem enormen Blending, dem man die gemeinsame musikalische Vergangenheit anhört.

Die Big Band Fette Hupe Hannover unter Leitung von Jörn Marcussen-Wulff (Gesamtleitung der Produktion) steht dem Chor in nichts nach und bietet eine gut swingende Grundlage. Man spürt deutlich, dass sich das Ensemble in diesem Genre sicher und stilbewusst bewegt und zurecht eine der profiliertesten Bigbands in der norddeutschen Jazzlandschaft ist.

Die Choristen sehen sich bei diesen Werken mit einer Herausforderung konfrontiert, mit der auch andere Ensembles schon zu kämpfen hatten: den Chorgesang als gleichwertigen Partner neben den druckvollen Big-Band-Klängen zu platzieren. Die geschulten Stimmen schaffen es jedoch ausgezeichnet, nicht unter den Instrumentalklängen zu verschwinden – wenngleich die ruhiger angelegten A-cappella-Stücke die klanglichen Qualitäten des Vokalensembles naturgemäß klarer hervortreten lassen. Dass dieser Chor im Jazz nicht wirklich zuhause ist, die Swing-Phrasierung ein wenig im Ungefähren verbleibt, vermag den guten Gesamteindruck nicht entscheidend zu trüben: Alles in allem bietet diese Produktion einen guten Bigband-Sound in Kombination mit einem starken Chor. Man wünscht sich für die Zukunft mehr solch spannender Chormomente mit selten aufgeführten Werken. Besonders erfreulich, wenn sich für Projekte dieser Art potente Partner finden, wie es bei dieser Produktion mit Rondeau Production der Fall war.

Rondeau • Spieldauer 70:51

Ensembleklang: ****
Interpretation: ***
Repertoirewert: ****

www.vokalensemble-hannover.de

Rezension von Nina Ruckhaber für die Chorzeit, Ausgabe 07/08 2016