Greg is back: DREI

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Der Augsburger A-Cappella-Popchor Greg is Back hat sich in den letzten Jahren zu einem der angesagtesten populären Chöre in Deutschland gemausert – nicht zuletzt wegen seines auffallend guten Sounds. Einzelmikrofonierung im Studio wie bei Livekonzerten: Dieser hohe Aufwand ist ganz wesentlich dem technikaffinen und fest als Workshopleiter in der Vokalszene verankerten Chorleiter Martin Seiler zu verdanken. Der zeichnet auch für nahezu alle Aspekte dieser CD-Produktion verantwortlich: 15 der 16 Arrangements, Aufnahme, Schnitt und, gemeinsam mit Michael Lutz, auch Mixing und Mastering.

Greg is Back ist ein großer Chor – nicht ohne Grund tragen sie den Untertitel „A Cappella XXL“. 45 Sängerinnen und Sänger sowie 2 Vocal Percussionisten tragen uns mit vollem Sound durch die gesamte CD. Chorgenuss pur! Der Opener Feuerzeug ist der einzige deutschsprachige Song, komponiert von den Szenestars William Wahl (basta) und Oliver Gies (MAYBEBOP). Ab Track 2 gibt es dann ausschließlich Seiler-Arrangements. Und ja: Der Mann kann arrangieren! Direkt bei der zweiten Nummer bläst es einen weg: Wake Me Up in der Version von Dirty Loops war für mich in seiner Komplexität bisher nicht für Chor vorstellbar: Unerwartete Harmonisierungen, virtuose Tonfolgen und rhythmische Akzente, passgenau für Chor adaptiert – und gut gesungen. Da will ich mitsingen!

 

High Hopes wiederum greift genau den Spirit der US-Rockband Panic! At The Disco auf, die den Song 2018 in Deutschland in die Charts brachten. Fruitflies, im Original vom amerikanischen Singer-Songwriter Gabriel Garzón-Montano, ist für mich der absolute Gewinner-Track der CD. Hier zeigt sich, wie gekonnt Seilers Arrangements einen Song um eine zusätzliche Ebene bereichern: Der harmonischen Sogwirkung der Komposition stellt er eine ebenso drängende Klanglichkeit zur Seite, die dem eher sperrig instrumentierten Original für mein Empfinden klar überlegen ist – zumal in der „High-Fidelity-Version mit Raumklang“, ein Bonus-Track am Ende der CD: Kopfhörer auf und genießen! Für weitere Gänsehauteffekte und wohlklingende Sekundreibungen empfehle ich You Have More Friends Than You know.

 

Höchst sympathisch eingebettet: I See Fire vom hauseigenen Nachwuchschor Greg is Back JUNIOR. Eine schöne Idee, den 20 jungen Stimmen diesen Platz einzuräumen!

Eine wunderschöne dritte CD haben Greg is Back hier vorgelegt. Nahezu alle Stücke werden durch Soli aus dem eigenen Chorreihen bereichert; auch diesbezüglich hat der Chor einiges zu bieten. Angesichts des durchgehend lupenreinen, sauberen Chorgesangs ist mir natürlich bewusst, dass Martin Seiler im Tonstudio ordentlich Hand angelegt hat. Aber: Genau solche Musik möchte ich zuhause hören. Chor-CDs sind heute weniger gesangliche Bestandsaufnahmen, sondern Statements – vermittelt durch Repertoire- und Sound-Entscheidungen. Alles richtig gemacht, Greg!

Ensembleklang: 5 Sterne
Interpretation: 5 Sterne

Eigenverlag, 57:51 min
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Rezension von Nina Ruckhaber, geschrieben für die Chorzeit – Das Vokalmagazin (Nr. 80 / März 2021)