Interview mit DCW-Juryvorsitz Jürgen Budday

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Auf dem Dt. Chorwettbewerb stellen sich insgesamt 5.000 Choristen in dreizehn Kategorien diverser Jurymitglieder und hoffen auf eine gute Wertung. Wie läuft die Besetzung der einzelnen Jurys? Gibt es ein Bewerbungsverfahren oder werden die Mitglieder gezielt benannt? Der Beirat Chor beim DMR sucht geeignete Personen als Juroren beim DCW aus und lädt sie ein. Dabei wird ein hoher Massstab angelegt. Die JurorInnen müssen ausgewiesene Fachleute und Autoritäten auf dem Gebiet der Chormusik sein.

Auf welche Aspekte achten Sie bei der Jurybesetzung? Was muss ein Chorleiter mitbringen, um in die Jury des Dt. Chorwettbewerbs aufgenommen zu werden? Die JurorInnen müssen eigene Erfahrungen in der Kategorie mitbringen, in der sie werten. Viele von ihnen sind selbst ehemalige Preisträger beim DCW oder anderen wichtigen Chorwettbewerben.

Wie wird das Pflichtstück bestimmt? Sind die Komponisten & Arrangeure frei in der Wahl der Werke? Für die Auswahl der Pflichtwerke wurden eigens Literaturkommissionen zusammengestellt, die sich ebenfalls aus profilierten und erfahrenen ChorleiterInnen zusammen setzen. Die Kommissionen waren frei in ihrer Wahl.

Wie erleben Sie die Auftrittsbewertungen innerhalb des Wettbewerbs? Wie werden unterschiedliche Positionen innerhalb einer Jury behandelt? Unterschiedliche Bewertungen werden ausdiskutiert und müssen begründet werden. Dass es subjektive Unterschiede gibt, liegt in der Natur der Sache. In aller Regel einigt man sich.

Kam es bereits vor, dass sich Chöre im Nachhinein ein solchen Wettbewerbs über die Wertungen beschwert haben? Wie gehen Sie damit um? Auch hier gilt das Prinzip subjektiver Einschätzung, vor allem hinsichtlich der Leistung des eigenen Chores. Das muss aber jeder Chor bzw. Chorleiter von vornherein in Rechnung stellen. Sonst sollte man erst gar nicht bei einem Wettbewerb antreten. Zum besseren Verständnis besteht ja die Möglichkeit, eine Jury-Beratung in Anspruch zu nehmen. Im Übrigen sind die Entscheidungen der Jury aber unanfechtbar.

Was halten Sie von einer Erweiterung der bisherigen Wettbewerbskategorien? Wie steht es um eigene Genrekategorien für z.B. Barbershop oder Alte Musik oder um eigene Kategorien für Schul- oder Landesjugendchöre? Das ist eine unendliche Geschichte. Es gäbe in der Tat eine Reihe von weiteren Kategorien, die man beim DCW einrichten könnte. Darüber wird im Beirat auch diskutiert. Das würde aber gleichzeitig bedeuten, dass bereits bestehende Kategorien gestrichen werden müssten, weil die Größe des DCW zeitlich wie räumlich sowie personell und vor allem finanziell ausgereizt ist. Aber der Kategorien-Zuschnitt ist nicht für alle Zeiten zementiert.

Wie beurteilen Sie die Vergleichbarkeit von Hochschulchören zu „normalen“ Laienchören, die z.B. in G1 gegeneinander antreten? Entgegen der weit verbreiteten Meinung, „normale“ Laienchöre hätten gegen Hochschulchöre keine Chance, möchte ich auf die Preisträgerlisten der vergangenen Chorwettbewerbe verweisen, in denen Hochschulchöre äußerst selten vertreten sind, Ausnahme Weimar 2014. Aber diese Chöre dürfen 2018 ja gar nicht teilnehmen. Wir haben bei den Hochschulen nachgefragt, ob sie in einer eigenen Hochschulchor-Kategorie antreten würden. Die Antwort war eindeutig. Für 2018 hätte sich nur eine Hochschule dafür gemeldet. Wollen wir aber auf diese Chöre ganz verzichten?

Auf was freuen Sie sich persönlich beim Dt. Chorwettbewerb 2018? Auf großartige chorische Leistungen, viele bereichernde, freundschaftliche Begegnungen und ein heiteres und beglückendes Chorfest.

 

Jürgen Budday (* 1948) studierte an der Staatl. Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart die Fächer Schulmusik, Musikwissenschaften und Kirchenmusik. 1991 wurde Jürgen Budday zum Studiendirektor, 1995 zum Kirchenmusikdirektor und 2011 zum Professor ernannt. Er führt seit 2002 den Vorsitz im Projektbeirat Deutscher Chorwettbewerb im Deutschen Musikrat.